Camp Kombatan Polen 18.04. - 21.04.2024

Anreisetag

Kurz vor 9 Uhr beladen des Autos mit fünf Personen, inklusive zugehöriger Gepäckstücke sowie einem leeren Benzinkanister. Torsten wunderte sich über das wenige Gepäck von Alex, Marko und mir. Wir Rückbanksitzer wiederum wunderten uns über den wundernden Torsten, da dieser ja höchst selbstpersönlich extra wenig Bagage angeordnet hatte.

Start gegen 9 Uhr aus Leipzig. Die Fahrt begann mit einer gesundheitlich angeschlagenen Mandy auf dem Fahrersitz von Torstens Auto: "Mit welchem Knopf starte ich und wie funktioniert eigentlich diese Schaltung". Torsten verwies fast zeitgleich auf seine tolle Navigationsapp zum Selberfertigbasteln. Diese geballte Fachkompetenz über Personenbeförderung schien die beworbene Zuverlässigkeit des Hybridtoyotas, problemlos ein ferngelegenes Ziel ohne Panne zu erreichen, ein kleines bisschen zu handicapen. Kurzer Spoiler: Die anfänglichen Bedenken waren unberechtigt. Wir kamen heil in Polen an und auch wieder zurück.

Marko öffnet eine Packung Mentos, bietet mir ein Mentos an, zieht aber die Packung mit dem Hinweis: „Die machen total abhängig und das willst Du doch nicht sein!“ schnell wieder zurück.

Das Niveau der Gesprächsthemen während der Autofahrt begann bei gehobener Philosophie über Arnis und steigerte sich dann proportional zu den zurück gelegten Kilometern bis hin zu virtuellen Spielerwelten in denen trollgürteltragende Elitekrieger eine Insel erobern, Magier im Ozean Wellen machen und 17% der Flotte vom Pinky und dessen Kumpel Brain vernichten.

Dann die erste Schreckensbotschaft. Ich bekam von meinem Kampfkunstlehrer die Aufgabe einen Bericht über das "Camp Kombatan Poland" zu schreiben. Mein stark berechtigter Protest mit der Begründung, dass ich von uns allen über das wenigste Arnis-Fachwissen verfügte und überhaupt keine Zeit dafür habe, rettete mich nicht vor dem Ball im Tor. Die Tatsache, dass meine Deutschlehrerin, die von mir verfassten Aufsätze meistens mit der Note 4 belohnte, hielt Torsten ebenfalls nicht von der Delegierung des Reports an mich ab. Auch die von mir erhoffte Unterstützung von Alex und Marko endete kläglich mit den Worten: "Wir sind etwa um 9 Uhr losgefahren und wir zwei waren auch mit dabei." Beide waren sich einig, damit genug Zuarbeit geliefert zu haben. „Und dies sogar schon im Voraus“ meinte Alex stolz. Na großartig. Meine nicht vorhandene Begeisterung für die gefangene Arbeit hielt sich stark in Grenzen.

Zwischendurch übernahm Torsten das Steuer des schwarzen japanischen Gefährts.
Mehrere Pausen forderten die Rückbanksitzer ein, da sie ihre Hintern, ihre Rücken oder ihre Beine nicht mehr bzw. viel zu viel spüren konnten. In den besagten Pausen modellierte Torsten eifrig an seiner Bastelnaviapp, in dem er Infos über klimatisierte Toiletten, vorhandene Reifenaufpumpanlagen oder die Fahrbahnqualität eingab. Kommandierend schickte er uns los, um die von der App geforderten Raststätten-Informationen ordnungsgemäß einzuholen bzw. zu prüfen. Belohnend für seine Bemühungen gab dieses SuperNavi auch etwas zurück. Wie z.B. die Option einer Spritsparstrecke, der wir anfangs auch folgten. Als wir bemerkten, dass wir nur sehr langsam voran kamen und bis Warschau etwa drei Stunden länger gegenüber der Alternativroute benötigen sollten, verwarfen wir diese Wahlmöglichkeit logischerweise. Die Treibstoffeinsparung von 317 ml/h bei den polnischen Benzinpreisen ergaben aus kaufmännischer Sicht wenig Sinn und wogen die Unbequemlichkeiten sowie die vergeudete Lebenszeit nicht auf.

Wenige km vor dem Endziel ertönte dann die zweite Schreckensbotschaft über die Bluetooth-Freisprechanlage in den Fahrgastraum: "Grandmaster Presas kommt nicht, Flug gecancelt, Grund starke Regenfälle und damit verbundene Überschwemmungen des Wüstenstaates Dubai". Sofort schoss mir folgende kausale Gedankenverkettung durch den Kopf: Hätten wir diese Klimakatastrophe abwenden können, wenn wir nicht vom treibstoffsparenden Weg abgekommen wären? Hatte Torstens informationssaugende App mit den an uns gerichteten Informationen vielleicht Recht?

Gegen 18 Uhr Ankunft im Hotel "Fotex" in Zabki, nordöstlich von Warschau gelegen, mit erstmal nur für zwei Tage einchecken, da keiner Ahnung hat, ob die Veranstaltung überhaupt stattfindet. Während ich an der Rezeption im voraus zahle, greift Marko großzügig in die Süßigkeitenschale auf dem Tresen, nach dem er auf den Weg vom Auto bis hierher bereits eine Packung Mentos inhaliert hatte. Schnell die Tasche ins Zimmer geschmissen und hungrig auf ins nächstliegende Sushi-Restaurant. Zuvor trafen wir uns noch mit den kurz vorher angereisten Teilnehmern aus dem Dojo Königslutter: Patrick und Uwe.

Nach dem kulinarischen Erlebnis gaben wir der netten Kellnerin zu verstehen, dass wir gern zahlen möchten. Prompt bekamen wir eine Endabrechnung, und zwar wirklich nur eine. Wir Deutschen wollten bzw. sind es ja gewohnt getrennt zahlen. Dies ist in Polen wahrscheinlich eher unüblich. Darauf ließ jedenfalls der überraschte Gesichtsausdruck der freundlichen Kellnerin schließen. Ebenfalls sprach die aufgebrachte Professionalität der jungen Dame beim Zerlegen der Gesamtrechnung in ihre Einzelteile für diese These. Sie tat mir einfach nur leid bei ihrem kläglichen Versuch, die offenbar unlösbare Aufgabe aus der höheren Mathematik zu bewältigen. Ich hielt mich aber relaxt mit meinen cleveren Lösungsansatz zurück, um nicht mit meinen breitgefächerten Kenntnissen aus der 6. Klasse überheblich zu wirken.

Danach alle ins Hotel aufs Zimmer 44 mit „Gute Nachtgeschichten aus den 36 Kammern der Shaolin“. Es folgten jede Menge Märchen über geklopfte Sinawali, diverse Knochenbrecherfilme, Alarm Stufe Rot, über Jackie-Chan-Stunts, van Damme-Ballett, John-Wick-Choreographen mit besonderem Hinweis auf die hängenden linken Hände bis hin zu irgendwelchen von Holzpaletten hüpfenden Irren die Redondas mit Macheten machen. Nebenbei gab es ein Polenbier. Interessant war auch Uwes Bericht über ein Navisystem, welches problemlos ein nicht offroadtaugliches, sommerbereiftes Auto über einen holprigen Waldpfad von mehr als 30% Steigung - exakt an den falschen Ort vor einen beschrankten Bahnübergang leiten kann. Alle Achtung - die Konkurrenz im Navibau schläft offenbar nicht.

1. Tag

Leider waren wir schon vor 6:21 Uhr wach, denn es stand Ausschlafen auf dem Plan. Die Zeit bis zum Frühstück haben wir durch ausgiebiges Duschen überbrückt, wodurch sich unser Bad allmählich in eine Dampfsauna verwandelte. Alex spielte am Handy und lacht sich kaputt. Wir beschlossen gemeinsam - früher als vereinbart - zum Frühstück zu gehen. Im Hotelrestaurant setzten wir uns zu Patrick an den Tisch. Er konnte auch nicht mehr schlafen. Es war ein üppiges polnischen Buffett angerichtet, an dem wir uns in aller Ruhe bedienten. Plötzlich kam es zu einem Massenaufkommen von älteren Herrschaften. Mit Gongschlag 8 Uhr galt für diese offensichtlich offiziell der Plünderfeldzug der Festtafel eröffnet. Zeitgleich und staunend trafen Mandy und Torsten ein. Die Rentnergang blockierte weiterhin den kläglichen Buffetrest. Nachdem sich der Raum leerte, setzten sich auch Mandy und Torsten an unseren Tisch.

Nach lockeren Gesprächen über Sparring und weniger Nachdenken beim Ausführen von Arnis-Techniken übernahm Torsten mit weisen Worten über das Loslassen die Gesprächsführung: "Um ein neues Glas in deiner Hand aufzunehmen - musst du das Glass, welches sich in deiner Hand befindet erst abstellen. Erst dann wird ein neues aufnehmbar.“ Er erklärte, wie man diese Metapher auf eine reale Angriffssituation überträgt. Der Kopf muss entspannt sein und darf nicht von Vorplanungen abgelenkt werden – sonst riskiert man ganz schnell eine dicke Lippe oder gar eine Zahnlücke. Danach ging es um die unterschiedlichen Wahrnehmungen von Kindern und Erwachsenen.

Markos Mentos-Vorrat ist aufgebraucht. Torsten und Marko erkunden vor 12 Uhr die naheliegende Sporthalle. Alex konzentriert sich lautstark lachend auf sein Handy im Zimmer 44.

Um 12 Uhr fand im Konferenzraum eine Eröffnungsveranstaltung mit bunt gemischten Teilnehmern aus Spanien, Italien, Tschechien, Polen und Deutschland statt. Aufatmend erfuhren wir, dass Grandmaster Randy Remolin (Lakan Siyam) aus Mailand spontan die Lehrgangseinheiten übernimmt. Beim Verlängern des Hotelaufenthalts an der Rezeption greift Marko großzügig in die Bonbonschüssel.

13:30 Uhr bis kurz nach 16 Uhr fand die erste Fortbildungseinheit mit Grandmaster Randy statt. Das Aufwärmen übernahm Master Robert Kwiatkowski.

Danach wurde eine italienische Pizzeria in Polen von Deutschen besucht, welche in englischer Sprache bestellten und mit einem japanischen Auto ins Land gereist waren. Hier gab es echt leckere Riesenpizzen. Nur Alex und Uwe gewannen den Kampf gegen die übergroßen italienischen gut belegten Fladenbrote. Respekt!!!

Um die Niederlage gegen den kulinarischen Riesengegner zu verdauen ging es kurz zur Niederlage aufs Zimmer. Zwischendurch waren wir mal einkaufen. Marko hatte sich mitunter ein paar Süßigkeiten besorgt.

Zweite Schulungseinheit von 20:00 – 22:00 Uhr:

Senior Master Salvador Caballero aus Spanien begann mit Extremfingerdehnung. Seine Hände schienen keine Knochen zu enthalten. Danach schlossen sich Sinawali in Kombination mit Stockwerfakrobatik an. Das ganze Durcheinander krönte er anschließend noch mit verschieden Kicks.

Entspannt lächelnd knüpfte Großmeister Randy mit dem Thema „Relaxte Kontrolle des Gegners“ an. Er demonstrierte eindrucksstark, wie sich eine angreifende Person inklusive der von ihr eingesetzten Waffen zu einem wirren Knoten verarbeiten lässt, so dass sie von ihm kontrolliert die Kontrolle über sich verliert.

2.Tag

Aufstehen nicht mehr aus langer Weile, sondern aus kontrollierter Panik, da ab 8 Uhr akute Gefahr einer Blockade des Buffetts besteht.

Status: Regen 7°C, Frisur total im Eimer, Duschen bleibt als Zeitfüller, die Lichtschalteranbringung des Badlichts bleibt mir ein logisches Rätsel, Alex schaut auf sein Handy und freut sich lautstark

Danach ein zeitlich ausgedehntes, hochkalorisches polnisches Frühstück mit Geschichten sowie Weisheiten aus dem wahren Leben. Es wurde ausführlich über das Peter-Prinzip, den Dunning-Kruger-Effekt und wer, wie und ob überhaupt aus Fehlern lernt, diskutiert.

Patrick hatte sich bei Zeiten wieder auf sein Zimmer zurückgezogen, um seinen durch laute Musik und durch nicht jugendfreie Geräusche gestörten Nachtschlaf nachzuholen (irgendwie verständlich).

Von 12:30-14:31 Uhr ging es in die verspiegelte Sporthalle.

Senior Master Alloni Davide und Großmeister Randy stellten Anwendungen der Doppeldown-Sinawali mit Doppelstock, Einzelstock in Kombination mit Messer inklusive weiterführenden Techniken vor. Wir versuchten alles nachzuahmen so gut wir konnten.

16:15 bis 17:37 Uhr folgte die Fortsetzung der vorigen Einheit durch die gleichen Lehrer.

Ab 19:15 Uhr ging es per Taxi gemeinsam in die Hauptstadt zum Schiffsrestaurant „Barka“ auf einem Warschauer Fluss. Nachdem wir dort lecker gespeist und ein paar Bierchen gezischt hatten, besichtigten wir die wunderschöne Altstadt.

0:38 Uhr gab uns ein Taxi, gleicher Bauart wie Torstens Auto, im Hotel ab. Mittlerweile haben wir unseren polnischen Spachwortschatz mit Hilfe von Eselsbrücken mehr als verdoppelt:

danke = dziękuję (an Chicorée Salat denken)

bitte = proszę (wie sächsisch gesprochen Brosche)

Zimmer = Pokóje (Po ist hier selbsterklärend; wie Koje (Schlafgelegenheit))

3.Tag

Alex‘s Handy reist uns mit dem Lied "Guten Morgen Sonnenschein" aus der Tiefschlafphase. Er schaut drauf - lacht diesmal aber nicht. Niemand hat Bock aufzustehen. Außentemperatur 3°C. Es ist bewölkt und regenfrei.

Wie immer greift Marko beim passieren der Rezeption in den Süßigkeitenkorb. Ich frage mich: Warum ist der Typ trotz täglicher Zuführung von mehr als 5.000 kcal reinem Zucker kein Fettwanst? Im Restaurant angekommen, frühstücken wir in aller Ruhe bis 9 Uhr. Enttäuschung macht sich breit. Heute gibt es keine Pancakes. Bis 11 Uhr müssen wir aus dem Hotel auschecken. Also relaxt die Taschen packen und ab zum Lehrgang bis ca. 14:30 Uhr.

Die Schwerpunkte von Senior Master Salvador liegen auf Mano Mano. Grandmaster Randy demonstriert Messertechniken. Gegen Ende erfolgen mehrere Gruppenfotos. Im Anschluss wird sich verabschiedet, mehr oder weniger geduscht und ab mit dem Toyota in Richtung verspätetes Mittagessen.

Torsten kreist mehrfach über verschiedene Kreisverkehre im Kreis durch die Stadt und ignoriert die sinnvollen Parkhinweise seiner Fahrgäste. Er hat ja das Lenkrad und kann bestimmen. Endlich gelingt es ihm selbst eine Parkmöglichkeit zu finden. Von dort geht es weiter zu Fuß zum „Boulevard 77“, einem amerikanischen Diner direkt neben der Sushibar, in welcher wir am Anreisetag waren.

Beim Betreten des Diners fällt uns mitunter die Kellnerin aus der Sushibar auf. Offensichtlich bedient sie hier auch – zumindest die Kasse hinter dem Tresen. Welche asiatische Fischladenbar hat schon eine Verbindung zu einem benachbarten Ami-Diner? Marko erklärt sich nach dem Dinieren großzügig bereit, die Gesamtrechnung zu übernehmen und begibt sich zur Kasse. Besten Dank an dieser Stelle noch einmal. Die nette Kellnerin hatte die Rechnung vorab schon mal vorbereitet – allerdings getrennt nach Einzelperson. Nun durfte sie diese wieder mathematisch zusammenpuzzeln.

Also spätestens dieser verrückte Abschnitt erscheint wirklich unwirklich. Das glaubt uns doch niemand.

Ich versichere eidesstattlich, dass alles sich so zugetragen hat und ich nicht unter dem Einfluss von Medikamenten stand. Hatte nur ein kleines Bier und den größten Burger den ich je gesehen habe. Auf dem Mega-Burger wehten, in nahezu Originalgröße, zwei amerikanische Fahnen.

 

Die Rückfahrt

Wir kamen nicht sehr weit – Vollsperrung der Autobahn und jede Menge aufgestaute Autos. Man leitete uns per Blaulicht von der Schnellstrecke über einen 45-minütigen Umweg. Wahrscheinlich sollten wir durch diese Maßnahme, relaxt im Auto fahrend, die dörfliche Landschaft besser kennenlernen. Ab hier schaltete Torstens Naviapp unerwartet auf stur. Die GoogleMap auf Markos Handy musste übernehmen. Mit den Worten: "Es kann nur eine Naviapp geben!" lockerte Torsten die total verfahrene Situation auf.

Mandy stellte fest, dass es gar keine Kühe gab. Lediglich freilaufende Hunde waren sichtbar. Unsere Vermutung, dass ein großer Viehtrieb auf der Autobahn stattfand, können wir leider nicht beweisen.
Alex kommt zu der Erkenntnis, dass alle Autobahnabfahrten rechts abgehen und wir gefühlt im Kreis fahren. Also quasi nie aus Polen rauskommen werden. Ab und zu schläft mal jemand ein, zum Glück für alle der Fahrer aber nicht (jedenfalls nicht bemerkt). Polen ist mittlerweile gefühlt 100.000km breit. Mandy ist mit dem ehrgeizigen Ziel uns unbedingt bis nach Deutschland zu bringen wieder am Steuer. Torsten übernimmt allerdings kurz vor der Grenze wieder den Fahrersitz.

Kurz vor dem Grenzübergang wird der Verkehrsfluss merklich zäher. Hoffentlich finden keine Waffenkontrollen statt. Glücklicherweise hatten wir am Lehrgangsende jeder ein Zertifikat erhalten, um in Verbindung mit einem vorhandenen Vereinsausweis beweisen zu können, dass wir keinen Anschlag planen, Waffenschmuggel betreiben, planen zu betreiben bzw. bewaffnete Anschläge auf betreibende Schmuggler planen.

Uns fällt auf, dass mit Autos beladene LKW in Richtung Polen fahren und die entladenen in die entgegengesetzte Richtung. Ist sicher ein Zufall.

Weitere Feststellung: Deutschland verfügt enttäuschender Weise auch über keine Kühe, aber über jede Menge Baustellen (wahrscheinlich aus Polen günstig importiert) sowie über nachtaktive Kleinsäuger. Letztere scheucht der fahrende Torsten mit seinem Wagen zügig von der Straße.

Mit der Überquerung der polnischen Grenze lösten sich langsam immer mehr die begrenzenden Regeln der StVO auf. Wir fahren immer schneller. Viele Verkehrszeichen werden einfach ignoriert. Gleiches gilt auch für die auf die Straße gemalten übergroßen runden Kreise, deren Mitten die Zahl 30 zieren. Selbst Blinde hätten, bei diesem echt guten Aufblendlicht, die angestrahlten umkreisten 30 deutlich erkennen können. In Kurven mit völlig überhöhter Geschwindigkeit verhält sich der Toyota (Gott sei Dank) souverän. Genau wie beim passieren einer Einbahnstraße in Alternativrichtung und an unerlaubten Linksabbiegestellen. Das Auto hat echte Nehmerqualität beim rapiden Durchqueren von Schlaglöchern. Kompliment an die Konstrukteure aus Japan. Eigentlich wollte ich mich über den Fahrstil aufregen, doch ich war zu diesem Zeitpunkt zu erschöpft.

Diskutiert wurde während der Rückfahrt wieder mal über „John Wick 4 und Klaus“. Es folgten witzige Begebenheiten aus dem wahren Leben. In den kurzen Pausen wiederholten wir unsere mittlerweile schon fast Let‘s-Dance-tauglichen Stepptanzaufführungen zur Wiederbelebung eingeschlafen Glieder. Für Marko und mich gab es beim McDonalds je einen Latte Macchiato Karamell "mit ohne" Zucker und dann ging es zügig weiter mit Verstößen gegen die StVO.

Nach insgesamt 1.476,3km (Mandy bestand beharrlich auf die Erwähnung der Nachkommastelle) haben wir endlich die heimische Leipziger HEM-Tankstelle erreicht. Hier wurde rasch vollgetankt. Nächster Halt war Markos zu Hause. Von Mandy bekam er noch ein Bonbon mit auf den Weg zur Hauseingangstür.
An der Abfahrtstelle angekommen, erfolgte die Löschung der Kofferraumrestladung. Nach anschließender Faustverabschiedung fuhr ich „unraudihaft“ Alex zu seinem Wohnkomplex. Dann ging es im ordentlichen Karacho mit elektromotorfreiem Opelantrieb klimabedenklich in Richtung zu Hause.

 

Mein Fazit

  1. Wichtigste Lektion für mich: relaxt.

  2. Lehrgänge bringen viel Wissen, decken aber auch unheimlich viel Nichtwissen auf.

  3. Wir hatten alle echt sehr viel Spaß.

  4. Man lernt eine Menge interessante Leute kennen.

  5. Arnis ist mehr als sich Stöcke um die Ohren zu hauen - es ist eine Lebensphilosophie und diese lässt sich auf alles übertragen.

  6. Einfache Dinge können ganz schön kompliziert sein.

  7. Polen ist schön, die Menschen nett, das Essen schmeckt und die Portionen sind riesig.

  8. Marko und Alex schnarchen nicht. Man kann beide als Hotelzimmermitbewohner bedenkenlos weiterempfehlen. Jedoch ist Marko ein Süßigkeiten-Junkie. Also mitgebrachte Zuckerware unbedingt im Auge behalten!

  9. Ich muss unbedingt Englisch lernen.

  10. Der Bericht ist länger geworden, als ich wollte.

  11. Liest bestimmt keiner bis zum Ende, sodass ich nach dem ersten Drittel auf die Rechtschreibprüfung verzichtet habe.

  12. Selbstkritik: bezüglich des Arnis spezifischen Teil hat der Bericht riesige Lücken - Thema fachlich unleicht verfehlt, allerdings gut unwichtige Nebensächlichkeiten eingearbeitet.


Jahr
2024
Autor des Textes
Andy